... in Ägypten

Und wieder musste ich weg. Fort von dem, was mich im Beruf zerstörte, immer mehr, wenn ich nichts unternahm. Also gehe ich und tauche wieder ab. Die Reise, diesmal nach Ägypten, hatte von Anfang an nur ein Ziel: Tauchen im Roten Meer. Dort wo es einzigartige Unterwasserwelten für mich zu erleben gab. Damals war mein Kopf voller Ballast. Irgendwo verloren geglaubt, lähmten damals eine gedankenschwere Fülle von Rastlosigkeit und hektischer Unruhe im täglichen Umfeld meinen Kopf. Einfach nur abdriften wollte ich. Nur dahingleiten ins blaue Ganze des Meeres und mich dabei von allem freimachen, was meinen Kopf damals hemmte. Mein schwieriger Zustand war mehr als nur der MS geschuldet, ich hatte nur Probleme, aber keine Lösungen, also musste ich gehen.

 


(C) Marco Dorer


Das erste Mal in einem All-inclusive-Hotel, das von Beginn an, trotz 40 Grad Hitze vor der Tür, ungewohnt kühl auf mich wirkte, und mit der hoteleigenen Tauchschule unterwegs im Roten Meer, genoss ich bald die Leichtigkeit des Seins und die gefühlte Atmosphäre der sonnigen Tage am Meer. Ich war Gast und Teil des sanftmütigen Trotts der Einheimischen vor Ort im gewohnt umtriebigen Gewand in einem für mich völlig fremden Umfeld. Hier kam ich mir gleich nach Ankunft wie ein Fremdkörper vor, mit gebrauchten Hosen und abgewetzten T-Shirts. Umgeben von den vielen feinen Hemden und den edlen
Garderoben ihrer menschlichen Träger, war ich hier von Beginn an anders. Ich betrat hier vollkommenes Neuland und wusste bald nicht mehr, wo ich war: „Ist das noch meine Welt?“, fragte ich mich. „Lange halte ich das so nicht durch“, dachte ich. Doch zunächst hatte ich ein einschneidendes Erlebnis auf einem der Tauchgänge. Keine Krankheit und keine noch so gute Vorbereitung hätten mich wohl im Nachhinein davor bewahren können, ins Wasser hinabzusteigen und dabei in die Untiefen der See „abzustürzen“. Steil ging es irgendwo hinab. Ich wurde vom Blau verschluckt, und alles ging viel zu schnell für mich. Ausweglos und immer schneller schoss ich in die Unterwelt hinab, die vor mir bereits viele Todesopfer auf dieselbe Art gefordert hatte. Aber ich war noch nicht fertig, nicht in dieser Welt. Irgendwo aus dem Nichts kam eine Hand, zerrte an mir und bewahrte mich davor, endgültig abzugleiten ins Nichts, zum Ende. Ein tragisches Ereignis, ein tödlicher Tauchunfall mit endlicher Konsequenz. Die Überschrift druckreif, all das lag auf einmal sehr nahe, es fehlte nur noch ein Bruchteil. Aber noch war nicht Schluss, mit Hilfe meiner damaligen Tauchlehrerin kam ich noch einmal glimpflich davon. Dieser Tauchgang sollte wohl nicht mein letzter sein, also kam ich wieder. „Ich war noch nicht fertig, nicht jetzt.“

 

 

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